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anhaltender ritus
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491_9783944643885
Der Spott, es gäbe bei der Lyrik mehr Produzenten als Konsumenten, klingt zwar plausibel für Dichter und Dichterin­nen, die etwas in der Schublade haben, ist aber falsch: In meinem Heimatforum gedichte.com, in dem ich manche der hier ver­sammelten Autoren kennengelernt habe, kommen in den unterschiedlichen Rubriken auf ein Gedicht durch­schnittlich vier bis fünf Kommentare und oft hunderte, ja manchmal eini­ge tausend Klicks. Die meisten Gedichte, nämlich 28 547 (Stand Okt. 2013) fin­den sich in der Rubrik Liebe und Romantik, und 3 231 unter Erotik - da ist die Kommentarquote sogar 7:1! Bleiben wir also (wenn auch eher ohne Romantik) bei der schon immer vielbedichteten Liebe, um der Lyrik im Jahre 2013 zuleibe zu rücken. Deren Zustand ist natürlich kritisch - wie sollte es bei moderner, ernstzunehmender Kunst anders sein? Das aber ficht die meisten user in den Foren nicht an. Als hätte es die Brüche und Umbrüche der Moderne nie gege­ben, reimen sie weiter­hin Herz auf Schmerz und besingen die Liebe unverdros­sen bukolisch und in floralen, astrologi­schen - , kurzum in den gedichte-typischen Metaphern. Aber es gibt dort auch andere Autoren, die die überkommenen Schemen und insbe­sondere den Reim hinter sich gelassen haben - oder sich all dessen bedienen, um alte Schläuche mit neuem Wein zu fül­len. Bleiben wir also beim Reim, denn kaum eine andere Fra­ge wie die, ob er noch erlaubt sei, endet so zuverlässig in aus­ufernden und freundschaftszerstörenden Debatten über Kon­struktion und Dekonstruktion in der modernen Kunst. Nur hat das Publikum, ob lyrikaffin oder nicht, nun einmal den Wunsch nach Gereimtem. Not und Nachfrage machen deshalb erfinderisch, und so werden alle Verdikte umgangen oder widerlegt, indem artistisch und/oder ironisch alles bis­her Dagewesene an End-, Doppel-, Haufen- und Binnenrei­men getoppt wird; oder indem einer alten Form, vorzugs­weise dem Sonett, etwas Neues, oft Verspieltes oder Selbst­bezügliches abgewonnen wird; oder inde
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