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Viele buddhistische Tempelbauten in Japan sind heute aus Beton. Sie haben Glasfenster, Teppichböden und elektrisches Licht. Manche sehen aus wie gewöhnliche Wohnhäuser, andere imitieren das Erscheinungsbild traditioneller Bauweisen, wieder andere sind von Star-Architekten geplant. Alle diese Bauten zeigen, dass die alte und einst durch die buddhistische Religion formulierte Aufgabe, einen Tempel zu bauen, in den letzten 150 Jahren in unterschiedlicher Weise neu interpretiert wurde. Gru¨nde dafu¨r sind die japanische Auseinandersetzung mit westlichen Ideen von Kunst, Architektur, Religion und Ästhetik ab dem späten 19. Jahrhundert, die darauf ru¨ckfu¨hrbare Annahme, Tempelbau sei eine Aufgabe fu¨r kunstschaffende Architekten, sowie das Bedu¨rfnis, den Anspru¨chen der Gegenwart neu zu begegnen. All das fu¨hrte dazu, dass Jahrhunderte alte liturgische Ideen des Tempelbaus, die in buddhistischen Traditionstexten mit ritueller Wichtigkeit festgehalten sind, ihre Bedeutung zugunsten eines neuen ästhetischen Kunstdenkens eingebu¨ßt haben. Ordnungen und Darstellungen zum Beispiel von ma??alas oder Buddhaländern, die fu¨r den Tempelbau formgebend und sinnstiftend sind, werden in einem ku¨nstlerischen Denken von Raumerlebnis und Baustil zu blassen ästhetischen Gestaltungselementen. Diese Studie zeigt zum einen anhand vieler Beispiele die angesprochene ju¨ngere bauliche Entwicklung im Tempelbau auf und legt dabei einen Schwerpunkt auf die Frage nach dem spezifisch Religiösen der neuen Baugestalt. Zum anderen geht sie gleichzeitig der Frage nach, was seitens der buddhistischen Religion als Aufgabe fu¨r den Tempel u¨berhaupt formuliert ist, was dies fu¨r den Tempelbau bedeutet und wo neben der veränderten neuen Baugestalt deswegen das eigentlich Neue in den ju¨ngeren Entwicklungen des Tempelbaus liegt.
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