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Die Legende um den wackeren Tell und den perfiden Vogt Gessler ist für die Schweiz, was die Äneassage für Rom ist: ein klassischer Gründungsmythos, in dem sich Geschichtliches und Legendäres zu einem unauflöslichen plastischen Ganzen verbinden.180 Jahre nach dem Bundesschwur von 1291 - der Gründung der Eidgenossenschaft - erstmals niedergeschrieben, erlangte dieser Mythos im 18. Jahrhundert europäische Bedeutung, und noch heute ist der Name Wilhelm Tell auf der ganzen Welt ein Symbol für Freiheit und Unabhängigkeit.Jean-François Bergier (1931-2009) hatte sich auf die Suche nach den historischen Wurzeln dieser legendären Figur gemacht. Entdeckt hatte er dabei das kleine Volk unbeugsamer und fleissiger Bauern, das sich im 13. Jahrhundert durch die Eröffnung des Gotthardpasses Machtbestrebungen von ausserhalb ausgesetzt sah, gegen die es sich erfolgreich auflehnte. Ist Wilhelm Tell vielleicht eine Art Sammelname? fragt Bergier - ein Kollektivbegriff, der ein Volk bezeichnet, das seine Autonomie verteidigt, so dass die Biographie Tells zu der seines Volkes führen muss? Die Sicht auf Europa vom Ufer des Vierwaldstätter Sees aus, die Bergiers Buch vermittelt, bietet ein faszinierendes Bild der Umwälzungen in der Welt des ausgehenden Mittelalters.
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